Schulterschmerzen

04.06.2025

|

Zuletzt geupdated:

15.06.2025

8 Minuten

Fachlich geprüft von:

Jesaja Brinkmann

Gründer & CEO, Somana

Medizinstudium an den Universitäten Würzburg und Hamburg; Forschung an der Harvard Medical School

Schulterschmerzen können den Alltag zur Qual machen – vom Anziehen der Jacke bis zum nächtlichen Schlaf. Die gute Nachricht ist, dass die meisten Schulterbeschwerden sich erfolgreich behandeln lassen, oft sogar ohne Operation. Dieser umfassende Ratgeber hilft dir, deine Schmerzen zu verstehen, zeigt dir wirksame Behandlungsmöglichkeiten und erklärt, wann du zum Arzt gehen solltest.

Schulterschmerzen

04.06.2025

|

Zuletzt geupdated:

15.06.2025

8 Minuten

Fachlich geprüft von:

Jesaja Brinkmann

Gründer & CEO, Somana

Medizinstudium an den Universitäten Würzburg und Hamburg; Forschung an der Harvard Medical School

Schulterschmerzen können den Alltag zur Qual machen – vom Anziehen der Jacke bis zum nächtlichen Schlaf. Die gute Nachricht ist, dass die meisten Schulterbeschwerden sich erfolgreich behandeln lassen, oft sogar ohne Operation. Dieser umfassende Ratgeber hilft dir, deine Schmerzen zu verstehen, zeigt dir wirksame Behandlungsmöglichkeiten und erklärt, wann du zum Arzt gehen solltest.

Auf einen Blick

Schulterschmerzen sind häufig – etwa 70% aller Menschen erleben sie mindestens einmal im Leben

Die meisten Ursachen sind harmlos – Muskelverspannungen und Überlastungen heilen meist von selbst

Bewegung ist die beste Medizin – auch wenn es zunächst schmerzt, sanfte Aktivität fördert die Heilung

Operationen sind selten nötig – über 80% der Schulterschmerzen bessern sich mit konservativer Therapie

Bei Warnsignalen sofort zum Arzt – plötzliche starke Schmerzen, Taubheit oder Kraftverlust sind Notfälle

Ursachen: Warum tut meine Schulter weh?

Die Schulter ist das beweglichste Gelenk unseres Körpers – und genau das macht sie anfällig. Anders als die Hüfte, die durch ihre Kugelform stabil ist, wird die Schulter hauptsächlich durch Muskeln, Sehnen und Bänder geführt. Diese komplexe Konstruktion ermöglicht uns, den Arm in alle Richtungen zu bewegen, birgt aber auch Risiken.

Die Top 5 der Schmerzursachen:

1. Muskelverspannungen und Überlastung (ca. 40% aller Fälle)

  • Häufigste Ursache bei Büroarbeit und einseitiger Belastung

  • Typisch: Schmerzen im Nacken-Schulter-Bereich

  • Oft durch Stress und schlechte Haltung verstärkt

  • Gute Prognose: Bessert sich meist innerhalb von Tagen bis Wochen

2. Impingement-Syndrom (Engpass-Syndrom)

  • Sehnen werden unter dem Schulterdach eingeklemmt

  • Schmerzen besonders beim Armheben zwischen 70-120 Grad ("schmerzhafter Bogen")

  • Betrifft oft Menschen zwischen 40-60 Jahren

  • Kann zu Schleimbeutelentzündung führen

3. Kalkschulter (Tendinosis calcarea)

  • Kalkablagerungen in den Sehnen

  • Kann plötzliche, heftige Schmerzattacken auslösen

  • Betrifft häufig Frauen zwischen 30-50 Jahren

  • In vielen Fällen löst sich der Kalk von selbst auf

4. Frozen Shoulder (Schultersteife)

  • Schmerzhafte Bewegungseinschränkung in alle Richtungen

  • Entwickelt sich in drei Phasen über 1-3 Jahre

  • Oft ohne erkennbare Ursache

  • Betrifft häufiger Diabetiker und Frauen über 40

5. Verletzungen der Rotatorenmanschette

  • Risse oder Entzündungen der stabilisierenden Sehnen

  • Häufig bei Überkopfarbeit oder Sport

  • Schmerzen nachts beim Liegen auf der Schulter

  • Von kleinen Teilrissen bis zu kompletten Rupturen

Seltene, aber wichtige Ursachen:

  • Schulterarthrose: Verschleiß des Gelenkknorpels, meist bei älteren Menschen

  • Schulterinstabilität: Nach Ausrenkung oder bei angeborener Bindegewebsschwäche

  • Nerveneinklemmungen: Aus der Halswirbelsäule ausstrahlend

  • Systemerkrankungen: Rheuma, Polymyalgia rheumatica

  • Übertragene Schmerzen: Von Herz, Lunge oder Gallenblase

Lokalisation: Wo genau tut es weh? 

Die genaue Stelle deiner Schmerzen kann viel über die Ursache verraten. 

Schmerzen an der Schulteraußenseite

  • Häufigste Ursache: Schleimbeutelentzündung oder Sehnenreizung

  • Typisch: Schmerzen beim seitlichen Armheben

  • Nachts: Verstärkung beim Liegen auf der betroffenen Seite

Schmerzen vorne an der Schulter

  • Mögliche Ursachen: Bizepssehnenentzündung, vordere Instabilität

  • Typisch: Schmerzen beim Greifen nach hinten

  • Aktivitäten: Verschlimmerung bei Wurfbewegungen

Schmerzen hinten an der Schulter

  • Ursachen: Verspannte Muskulatur, hintere Kapselentzündung

  • Typisch: Schmerzen beim Arm nach vorne führen

  • Begleitung: Oft mit Nackenverspannungen

Schmerzen, die in den Arm ausstrahlen

  • Ursachen: Nervenwurzelreizung aus der Halswirbelsäule

  • Typisch: Kribbeln, Taubheit oder Schwäche im Arm

  • Wichtig: Neurologische Abklärung empfehlenswert


Symptome und ihre Bedeutung


Symptom

Mögliche Ursache

Dringlichkeit

Schmerzen beim Armheben seitlich

Impingement, Sehnenreizung

Mittelfristig abklären

Nächtliche Schmerzen

Entzündung, Kalkschulter

Zeitnah zum Arzt

Plötzlicher stechender Schmerz

Sehnenriss, Kalkeinbruch

Sofort zum Arzt

Kraftverlust

Sehnenriss, Nervenschaden

Dringend abklären

Taubheit/Kribbeln

Nervenkompression

Zeitnah neurologisch abklären

Schulter "springt raus"

Instabilität

Orthopädische Beratung

Wann sollte ich mit Schulterschmerzen zum Arzt?

Nicht jeder Schulterschmerz erfordert sofort einen Arztbesuch.

Sofort zum Arzt oder in die Notaufnahme bei:

  • Unfallverletzungen mit sichtbarer Fehlstellung oder Bewegungsunfähigkeit

  • Plötzliche heftige Schmerzen mit Kraftverlust

  • Taubheitsgefühle oder Lähmungen im Arm

  • Schulterschmerzen mit Brustschmerzen (Herzinfarkt ausschließen!)

  • Fieber und Schulterschmerzen (Gelenkinfektion möglich)

  • Blauverfärbung oder Kältegefühl im Arm

Innerhalb weniger Tage zum Arzt bei:

  • Schmerzen, die trotz Selbstbehandlung nach 1 Woche nicht besser werden

  • Zunehmende Bewegungseinschränkung

  • Nachtschmerzen, die den Schlaf stören

  • Schmerzen mit Schwellung oder Überwärmung

  • Wiederholte Schmerzattacken

Planmäßig zum Arzt bei:

  • Chronischen Schmerzen über 4-6 Wochen

  • Wiederkehrenden Beschwerden nach Belastung

  • Wenn du unsicher bist oder Angst hast

  • Zur Abklärung vor geplantem Sport

Welcher Arzt ist der richtige?

Hausarzt: Erste Anlaufstelle, kann meist gut helfen und bei Bedarf überweisen

Orthopäde: Spezialist für Gelenkprobleme, bei komplexeren Beschwerden

Sportmediziner: Bei sportbedingten Verletzungen

Rheumatologe: Bei Verdacht auf entzündliche Erkrankungen

Diagnose: Wie läuft die Untersuchung beim Arzt ab?

Das Arztgespräch (Anamnese): 

  • Seit wann bestehen die Schmerzen?

  • Wodurch sind sie entstanden? 

  • Wie fühlen sie sich an?

  • Was verstärkt oder lindert sie?

  • Welche Medikamente nimmst du?

Körperliche Untersuchung:

  • Inspektion: Schwellung, Rötung, Haltung

  • Bewegungstests: aktive und passive Beweglichkeit

  • Krafttests der einzelnen Muskeln

  • Spezielle Schultertests (z.B. Impingement-Tests)

Bildgebung bei Bedarf: 

  • Röntgen: Zeigt Knochenveränderungen und Arthrose

  • Ultraschall: Gut für Sehnen, Muskeln und Schleimbeutel 

  • MRT: Detaillierteste Darstellung aller Strukturen, meist nur bei unklaren Fällen oder vor Operationen

Nicht immer ist sofort eine eindeutige Diagnose möglich. Manchmal arbeitet der Arzt zunächst mit einer Verdachtsdiagnose und beobachtet den Verlauf.

Linderung bei Schulterschmerzen: Was du selbst tun kannst – und welche Therapieoptionen es gibt

Was kann ich selbst gegen akute Schulterschmerzen tun?

Die ersten 48 Stunden sind entscheidend. Mit den richtigen Maßnahmen kannst du die Heilung fördern und Schmerzen lindern.

Die PECH-Regel – Erste Hilfe bei akuten Schmerzen

Pause – Schulter schonen, aber nicht komplett ruhigstellen Eis – 15-20 Minuten kühlen, mehrmals täglich Compression – Leichter Druck durch Bandage (nicht zu fest!) Hochlagerung – Arm auf Kissen lagern

Wärme oder Kälte – was ist besser?

Kälte bei:

  • Akuten Verletzungen (erste 48 Stunden)

  • Schwellungen

  • Entzündlichen Prozessen

  • Stechenden, hellen Schmerzen

Wärme bei:

  • Muskelverspannungen

  • Chronischen Schmerzen

  • Steifigkeit

  • Dumpfen, ziehenden Schmerzen

Schmerzmittel gezielt einsetzen

Ibuprofen (400-600mg)

  • Wirkt schmerzlindernd und entzündungshemmend

  • Maximal 3x täglich

  • Mit Essen einnehmen

Diclofenac-Gel

  • Lokale Anwendung bei oberflächlichen Schmerzen

  • 3-4x täglich einmassieren

  • Weniger Nebenwirkungen als Tabletten

Paracetamol

  • Bei Unverträglichkeit von Ibuprofen

  • Weniger wirksam bei Entzündungen

  • Maximal 4x täglich 500-1000mg

Wichtig: Schmerzmittel maximal 5-7 Tage ohne ärztliche Rücksprache!

Bewegung – das A und O der Heilung

Auch wenn es zunächst weh tut: Sanfte Bewegung ist besser als Stillhalten!

Pendelübungen (Codman-Übungen)

  1. Stütze dich mit der gesunden Hand auf einen Tisch

  2. Lass den schmerzenden Arm locker hängen

  3. Pendel sanft vor/zurück, dann seitlich

  4. 5-10 Wiederholungen, mehrmals täglich

Wandklettern

  1. Stelle dich seitlich zur Wand

  2. "Klettere" mit den Fingern die Wand hoch

  3. So weit wie schmerzfrei möglich

  4. Langsam wieder runter

Diese einfachen Übungen halten das Gelenk beweglich und fördern die Durchblutung. Bist du dir unsicher, welche Übungen passend für dich sind? Vereinbare ein Beratungsgespräch mit dem Team von Somana.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Die meisten Schulterschmerzen lassen sich ohne Operation behandeln. Operative Eingriffe sind nur selten notwendig.

Konservative (nicht-operative) Behandlung:

  • Physiotherapie: Bewegungstherapie, Kräftigung, Haltungsschulung

  • Medikamente: Schmerzmittel, bei Entzündungen auch Kortison-Spritzen

  • Physikalische Therapie: Wärme, Kälte, Elektrotherapie

  • Alternative Verfahren: Akupunktur, Taping (Studienlage teilweise noch unsicher)

Operative Behandlung

Eine Operation kommt nur infrage, wenn konservative Maßnahmen nach 3-6 Monaten nicht geholfen haben oder bei schweren Verletzungen.

  • Arthroskopie (Gelenkspiegelung): Minimalinvasive Technik über kleine Schnitte

  • Offene Operation: Bei größeren Reparaturen notwendig

  • Beispiele: Entfernung von Kalkdepots, Naht gerissener Sehnen, Erweiterung des Schulterdachs

Heilungsdauer: Wie lange dauert es, bis es besser wird?

Die Heilungsdauer hängt stark von der Ursache und deinen individuellen Faktoren ab.

Typische Heilungszeiten: 

  • Muskelverspannungen: Wenige Tage bis 2 Wochen

  • Schleimbeutelentzündung: 2-6 Wochen

  • Impingement-Syndrom: 6 Wochen bis 6 Monate

  • Rotatorenmanschettenriss: 3-6 Monate, nach OP 6-12 Monate

  • Frozen Shoulder: 1-3 Jahre (oft auch ohne Behandlung)

Faktoren, die die Heilung beeinflussen:

  • Dein Alter (jüngere Menschen heilen schneller)

  • Allgemeine Fitness und Muskelkraft

  • Begleiterkrankungen wie Diabetes

  • Einhaltung der Therapieempfehlungen

  • Berufliche und sportliche Belastung

Geduld ist wichtig – Schulterprobleme brauchen oft Zeit zur Heilung.

Prävention: Wie kannst du Schulterschmerzen vorbeugen?

Bewegung und Sport:

  • Regelmäßige, schonende Bewegung (Schwimmen, Radfahren)

  • Kräftigung der Schultermuskulatur, besonders der Rotatorenmanschette 

  • Überkopfsportarten (Tennis, Handball) nur mit guter Technik 

  • Aufwärmen vor dem Sport nicht vergessen

Arbeitsplatz und Alltag: 

  • Bildschirm auf Augenhöhe einstellen

  • Alle 30-60 Minuten Pausen mit Schulterkreisen

  • Schwere Gegenstände nah am Körper tragen

  • Arbeiten über Kopf vermeiden oder aufteilen

Schlaf und Erholung: 

  • Nicht auf der Schulter schlafen 

  • Geeignetes Kissen für gute Nackenhaltung

  • Stress reduzieren (führt oft zu Verspannungen)

Häufige Fragen: Mythen und Fakten rund um Schulterschmerzen

Wie lange dauert es, bis Schulterschmerzen weggehen?

Das hängt von der Ursache ab:

  • Muskelverspannungen: 3-7 Tage

  • Sehnenentzündungen: 2-6 Wochen

  • Impingement: 6-12 Wochen

  • Frozen Shoulder: 1-3 Jahre

  • Nach Operation: 3-6 Monate

Wichtig: Mit der richtigen Behandlung verkürzt sich die Heilungsdauer oft deutlich!

Kann ich mit Schulterschmerzen weiter arbeiten?

In den meisten Fällen ja, aber mit Anpassungen:

  • Ergonomische Hilfsmittel nutzen

  • Regelmäßige Pausen einlegen

  • Belastende Tätigkeiten vermeiden

  • Mit Arbeitgeber über Anpassungen sprechen

  • Bei starken Schmerzen: Krankschreibung

Welche Schlafposition ist bei Schulterschmerzen am besten?

Empfohlen:

  • Rückenlage mit Kissen unter dem Arm

  • Gesunde Seite mit Kissen zwischen den Armen

  • Oberkörper leicht erhöht

Vermeiden:

  • Auf der schmerzenden Schulter liegen

  • Arm über Kopf

  • Bauchlage mit verdrehtem Nacken

Helfen Wärmepflaster bei Schulterschmerzen?

Ja, bei Verspannungen und chronischen Schmerzen:

  • 8-12 Stunden Wirkung

  • Fördern Durchblutung

  • Lockern Muskulatur

  • Ideal für unterwegs

Bei akuten Entzündungen besser Kälte verwenden!

Wann brauche ich ein MRT der Schulter?

Ein MRT ist sinnvoll bei:

  • Verdacht auf Sehnenriss

  • Unklaren Schmerzen über 6 Wochen

  • Vor geplanter Operation

  • Nach erfolgloser Therapie

Nicht nötig bei:

  • Klaren Muskelverspannungen

  • Beginnenden Beschwerden

  • Eindeutiger Diagnose

Kann Stress Schulterschmerzen verursachen?

Absolut! Stress führt zu:

  • Muskulärer Anspannung

  • Schlechter Haltung

  • Verstärkter Schmerzwahrnehmung

  • Verzögerter Heilung

Stressmanagement ist daher wichtiger Teil der Therapie!

Quellen

Quellen

Quellen

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