Physiotherapie-Rezept

28.07.2025

|

Zuletzt geupdated:

28.07.2025

6 MINUTEN

Fachlich geprüft von:

Jesaja Brinkmann

Gründer & CEO, Somana

Medizinstudium an den Universitäten Würzburg und Hamburg; Forschung an der Harvard Medical School

Du hast Rückenschmerzen, Verspannungen oder andere Beschwerden und dein Arzt hat dir Physiotherapie verschrieben? Oder du bist Physiotherapeut und möchtest deinen Patienten die wichtigsten Fragen zum Rezept beantworten? Dieser Artikel erklärt dir alles Wichtige rund um das Physiotherapie-Rezept – von der Ausstellung über Fristen bis zu den Kosten. Verständlich, medizinisch korrekt und ohne unnötigen Fachjargon.

Physiotherapie-Rezept

28.07.2025

|

Zuletzt geupdated:

28.07.2025

6 MINUTEN

Fachlich geprüft von:

Jesaja Brinkmann

Gründer & CEO, Somana

Medizinstudium an den Universitäten Würzburg und Hamburg; Forschung an der Harvard Medical School

Du hast Rückenschmerzen, Verspannungen oder andere Beschwerden und dein Arzt hat dir Physiotherapie verschrieben? Oder du bist Physiotherapeut und möchtest deinen Patienten die wichtigsten Fragen zum Rezept beantworten? Dieser Artikel erklärt dir alles Wichtige rund um das Physiotherapie-Rezept – von der Ausstellung über Fristen bis zu den Kosten. Verständlich, medizinisch korrekt und ohne unnötigen Fachjargon.

Grundlagen: Brauche ich in Deutschland ein Rezept für Physiotherapie?

Ja, in Deutschland brauchst du für Physiotherapie in der Regel ein ärztliches Rezept. Physiotherapie gehört zu den sogenannten Heilmitteln und wird von den Krankenkassen nur mit einer ärztlichen Verordnung übernommen.

Nach einer gründlichen Untersuchung entscheidet dein Arzt, ob Physiotherapie bei deinen Beschwerden sinnvoll ist. Das können Verspannungen, Gelenkschmerzen, Rückenbeschwerden oder Bewegungseinschränkungen nach Verletzungen sein.

Die einzige Ausnahme: Als Selbstzahler kannst du auch ohne Rezept zur Physiotherapie gehen. Dann trägst du allerdings alle Kosten selbst – das kann schnell teuer werden.

Verschreibung: Wer kann mir Physiotherapie verschreiben?

Verschiedene Ärzte dürfen dir Physiotherapie verordnen:

  • Hausärzte (Allgemeinmediziner): Sie sind meist die erste Anlaufstelle und können alle Arten von Physiotherapie verschreiben 

  • Fachärzte: Orthopäden, Chirurgen, Neurologen, Internisten – je nach Beschwerdebild 

  • Spezialisten: Sogar Zahnärzte (bei Kiefergelenksproblemen) oder HNO-Ärzte können Physiotherapie verordnen

  • Krankenhausärzte: Im Rahmen des Entlassmanagements können sie ein Rezept für die Zeit nach dem Klinikaufenthalt ausstellen

Tipp: Unsicher, welcher Arzt der richtige ist? Starte bei deinem Hausarzt – er kann dich bei Bedarf zum Spezialisten überweisen oder direkt selbst verordnen.

Rezeptinhalt: Was steht auf meinem Physiotherapie-Rezept?

Ein Physiotherapie-Rezept enthält viele wichtige Informationen. Hier die Übersicht:

Persönliche Daten: 

  • Name, Adresse, Versichertennummer 

  • Krankenkassen-Informationen

Art der Verordnung: 

  • EV = Erstverordnung (erste Behandlung für diese Diagnose) 

  • FV = Folgeverordnung (Fortsetzung einer vorherigen Behandlung) 

  • V.a.d.R. = Verordnung außerhalb des Regelfalls (mehr Einheiten als üblich)

Diagnose-Informationen: 

  • ICD-10-Code oder Kurzdiagnose

  • Diagnosegruppe (z.B. WS für Wirbelsäule, EX für Extremitäten)

  • Leitsymptomatik (Buchstabe A, B, C für verschiedene Hauptbeschwerden)

Verordnete Behandlung: 

  • Therapieform mit Kürzeln (KG, MT, MLD etc.) 

  • Anzahl der Einheiten (z.B. 6x) • Sitzungsdauer (z.B. 20 Min)

  • Ergänzende Maßnahmen (Wärme, Kälte, Elektrotherapie)

Zeitliche Vorgaben: 

  • Ausstellungsdatum 

  • Behandlungsfrequenz (z.B. 1-3x pro Woche) 

  • Ggf. Vermerk "dringend"

Wichtig: Ohne Arztstempel und Unterschrift ist das Rezept ungültig!

Fristen: Wie lange ist ein Physiotherapie-Rezept gültig?

Die Fristen sind entscheidend – verpasst du sie, verfällt dein Rezept:

Behandlungsbeginn: 

  • Normalfall: Innerhalb von 28 Tagen nach Ausstellung

  • Dringlichkeit vermerkt: Innerhalb von 14 Tagen

  • Nach Klinikentlassung: Innerhalb von 7 Tagen

Behandlungsdauer:

  • Bis 6 Einheiten: 3 Monate Zeit

  • Mehr als 6 Einheiten: 6 Monate Zeit

  • BG-Rezepte: Meist nur 2 Monate

Unterbrechungen: 

  • Maximal 14 Tage Pause erlaubt

  • Bei längeren Unterbrechungen: Grund auf dem Rezept vermerken lassen

  • Sonst kann die Krankenkasse die Behandlung stoppen

Privatversicherte: Hier gelten oft eigene Regeln – kläre die Fristen mit deiner Versicherung.

Fristen-Checkliste

□ Ausstellungsdatum prüfen
□ Frist für Behandlungsbeginn berechnen
□ Termine regelmäßig planen
□ Bei Unterbrechungen: Therapeuten informieren

Ablauf: Was passiert, wenn mein Rezept abgelaufen ist?

Rezept abgelaufen: Ist die Frist überschritten, wird das Rezept ungültig. Du musst dann: 

  • Erneut zum Arzt gehen

  • Die Situation erklären

  • Um eine neue Verordnung bitten

Behandlung abgebrochen: Nutzt du nicht alle verordneten Einheiten, verfallen die restlichen Termine. Das ist kein Drama – sprich einfach offen mit deinem Arzt darüber.

Neues Rezept nötig: Nach einer Pause oder wenn alle Einheiten aufgebraucht sind, kannst du bei Bedarf eine Folgeverordnung bekommen. Dein Arzt entscheidet, ob weitere Behandlungen sinnvoll sind.

Kein Grund zur Panik: Ärzte kennen solche Situationen. Ein abgelaufenes Rezept kann meist problemlos neu ausgestellt werden.

Behandlungsumfang: Wie viele Behandlungseinheiten bekomme ich?

Die Anzahl der Behandlungen richtet sich nach deiner Diagnose:

  • Standard: Meist 6 Einheiten à 15-30 Minuten

  • Bei Bedarf: Auch 10 oder 12 Einheiten möglich

  • Maximalmenge: Der Heilmittelkatalog legt für jede Diagnose Höchstmengen fest

  • Sonderfall V.a.d.R.: Mit medizinischer Begründung können mehr Einheiten verordnet werden

Behandlungsfrequenz:

  • Akute Beschwerden: Oft 2-3x pro Woche

  • Chronische Probleme: Meist 1-2x pro Woche

  • Nach OPs: Kann auch täglich sein

Nach Aufbrauchen der Einheiten: Oft musst du 6 Monate warten, bevor du für dieselbe Diagnose ein neues Rezept bekommst. Ausnahmen sind möglich bei besonderem Bedarf.

Folgeverordnung: Wann brauche ich ein Folgerezept?

Folgeverordnung (FV): Wenn nach der ersten Behandlungsserie weitere Therapie nötig ist, stellt dir dein Arzt eine Folgeverordnung aus. Sie baut auf der vorherigen Behandlung auf.

Verordnung außerhalb des Regelfalls (V.a.d.R.):

  • Mehr Einheiten als standardmäßig vorgesehen

  • Erfordert besondere medizinische Begründung

  • Ermöglicht längere Behandlungsserien ohne Unterbrechung

Wann zum Arzt für ein Folgerezept: 

  • Rechtzeitig vor Ende der aktuellen Behandlung

  • Bei anhaltenden Beschwerden

  • Wenn du merkst, dass die verordneten Einheiten nicht ausreichen

Gemeinsame Entscheidung: Besprich mit deinem Arzt, wie es nach den ersten Behandlungen weitergeht. Er kann einschätzen, ob weitere Therapie sinnvoll ist.

Mehrfachverordnung: Kann ich zwei Rezepte gleichzeitig bekommen?

Grundregel: Pro Diagnose gibt es normalerweise nur ein Rezept zur selben Zeit.

Mögliche Ausnahmen:

  • Verschiedene Diagnosen: Bei unterschiedlichen Problemen (z.B. Rücken UND Knie) sind theoretisch zwei Rezepte möglich

  • Kombinationsrezept: Oft werden verschiedene Therapiearten auf einem Rezept kombiniert (z.B. KG plus Wärmetherapie)

Praxis: Meist wartet man das Ende der ersten Verordnung ab, bevor eine neue folgt. Das ist der Standardweg.

Bei Fragen: Sprich offen mit deinem Arzt, wenn du denkst, dass zwei parallele Behandlungen nötig sind. Er erklärt dir die Möglichkeiten.

Abkürzungen: Was bedeuten die Kürzel auf meinem Rezept?

Auf deinem Rezept findest du verschiedene Abkürzungen für die verordneten Therapien. Hier die Übersicht:

Haupttherapien

Kürzel

Ausgeschrieben

Wann wird's eingesetzt

KG

Krankengymnastik

Allgemeine Bewegungstherapie bei Schmerzen, Bewegungseinschränkungen, nach OPs

KGG

Krankengymnastik am Gerät

Gezielter Muskelaufbau und Krafttraining an Therapiegeräten

MT

Manuelle Therapie

Gelenkblockaden, Wirbelsäulenprobleme, eingeschränkte Beweglichkeit

KMT

Klassische Massagetherapie

Muskelverspannungen, Verhärtungen, Durchblutungsstörungen

MLD

Manuelle Lymphdrainage

Lymphödeme, Schwellungen nach OPs oder Verletzungen

Ergänzende Maßnahmen

Kürzel

Ausgeschrieben

Wann wird's eingesetzt

Elektro

Elektrotherapie

Schmerzlinderung, Muskelstimulation, Durchblutungsförderung

US

Ultraschalltherapie

Tiefenwärme bei Sehnen- und Gelenkproblemen

Kryo

Kryotherapie (Kälte)

Akute Verletzungen, Schwellungen, Entzündungen

Thermo

Thermotherapie (Wärme)

Muskelverspannungen, chronische Schmerzen

Spezielle Behandlungskonzepte

Kürzel

Ausgeschrieben

Wann wird's eingesetzt

BOB

Bobath-Therapie

Neurologische Erkrankungen (Schlaganfall, MS, Parkinson)

PNF

Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation

Koordinationsstörungen, neurologische Ausfälle

FBL

Funktionelle Bewegungslehre

Haltungsprobleme, funktionelle Störungen

CMD

Craniomandibuläre Dysfunktion

Kiefergelenksprobleme, Zähneknirschen

Zeitangaben bei Lymphdrainage

Kürzel

Bedeutung

Anwendung

MLD-30

30 Minuten Lymphdrainage

Leichte Ödeme, einzelne Körperregionen

MLD-45

45 Minuten Lymphdrainage

Mittlere Ödeme, mehrere Regionen

MLD-60

60 Minuten Lymphdrainage

Schwere Ödeme, Ganzkörperbehandlung

Tipp: Unsicher, was eine Abkürzung bedeutet? Frag einfach deinen Therapeuten – er erklärt dir gerne, welche Behandlung dahintersteckt und wie sie abläuft. Hier findest du unsere Ausfüllhilfe.

Therapieformen: Was ist der Unterschied zwischen KG und MT?

Krankengymnastik (KG): 

  • Allgemeine Bewegungstherapie

  • Übungen für Kraft, Beweglichkeit, Koordination

  • Jeder Physiotherapeut kann KG anbieten

  • Breites Anwendungsspektrum

Manuelle Therapie (MT):

  • Spezielle Handgriff-Techniken

  • Besonders für Gelenkblockaden und Wirbelsäulenprobleme

  • Therapeut braucht 2-jährige Zusatzausbildung

  • Gezielte Mobilisation von Gelenken

In der Praxis: Oft werden beide Ansätze kombiniert. Der Hauptunterschied liegt in der Zusatzqualifikation des Therapeuten und den angewandten Techniken.

Für dich wichtig: Vertraue deinem Therapeuten – ob KG oder MT verordnet wurde, die Behandlung wird auf deine Beschwerden abgestimmt.

Diagnosegruppen: Was bedeuten EX, WS, ZN auf dem Rezept?

Diagnosegruppen ordnen deine Beschwerden ein:

  • WS = Wirbelsäulen-Erkrankungen (Rücken, Nacken)

  • EX = Extremitäten (Arme, Beine, Schulter, Knie)

  • ZN = Zentrale neurologische Störungen (z.B. nach Schlaganfall)

  • AT = Atemwegserkrankungen

  • SO = Sonstige Erkrankungen

Leitsymptomatik (A, B, C...):

Beschreibt dein Hauptproblem genauer

  • A = oft Schmerzen

  • B = oft Bewegungseinschränkung

  • C = oft Muskelschwäche

Warum das wichtig ist: Diese Codes helfen dem Therapeuten, die richtige Behandlung zu wählen. Du musst die Details nicht kennen – wichtig ist nur, dass deine Beschwerden richtig eingeordnet wurden.

Sonderfall: Was ist ein BG-Rezept?

BG-Rezept = Berufsgenossenschafts-Rezept

Wann bekommst du es: 

  • Nach einem Arbeitsunfall

  • Bei einem Wegeunfall (Weg zur/von der Arbeit

  • Bei Berufskrankheiten

Erkennungsmerkmale

  • Meist gelbes Rezept (statt rosa)

  • Aufschrift "BG" oder "Arbeitsunfall"

  • Ausgestellt vom Durchgangsarzt

Deine Vorteile:

  • Keine Zuzahlung

  • Alle Kosten trägt die Berufsgenossenschaft

  • Oft intensivere Behandlung möglich

Besondere Regeln: 

  • Behandlungsbeginn binnen 14 Tagen

  • Gesamtbehandlung meist binnen 2 Monaten

  • Engmaschige Kontrolle durch BG

Wichtig: Melde jeden Arbeitsunfall sofort deinem Arbeitgeber und lass dich zum Durchgangsarzt überweisen!

Letzter Tip

Ein Physiotherapie-Rezept ist kein Hexenwerk. Achte auf Fristen, nimm deine Termine regelmäßig wahr und sprich offen mit Ärzt:in und Therapeut:in. Wenn du unsicher bist – frag einfach nach. Genau dafür sind die Expert:innen da. Deine Gesundheit steht an erster Stelle – und mit dem richtigen Wissen kannst du das Beste aus deiner Therapie herausholen.

Quellen

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