Wie lange dauert Physiotherapie?

14.07.2025

|

Zuletzt geupdated:

14.07.2025

7 Minuten

Fachlich geprüft von:

Jesaja Brinkmann

Gründer & CEO, Somana

Medizinstudium an den Universitäten Würzburg und Hamburg; Forschung an der Harvard Medical School

Physiotherapie ist zentral für Heilung & Prävention – doch viele wundern sich über die tatsächliche Dauer ihrer Sitzungen. Dieser Guide zeigt dir, wie die Regeln sind, wo du Einfluss hast, und wie du die Zeit optimal nutzt.

Wie lange dauert Physiotherapie?

14.07.2025

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Zuletzt geupdated:

14.07.2025

7 Minuten

Fachlich geprüft von:

Jesaja Brinkmann

Gründer & CEO, Somana

Medizinstudium an den Universitäten Würzburg und Hamburg; Forschung an der Harvard Medical School

Physiotherapie ist zentral für Heilung & Prävention – doch viele wundern sich über die tatsächliche Dauer ihrer Sitzungen. Dieser Guide zeigt dir, wie die Regeln sind, wo du Einfluss hast, und wie du die Zeit optimal nutzt.

Wie lange dauert eine einzelne Krankengymnastik-Sitzung?

Die Dauer einer Krankengymnastik-Sitzung variiert je nach Kostenträger erheblich. Bei gesetzlich Versicherten liegt der Richtwert zwischen 15 und 25 Minuten – allerdings inklusive An- und Auskleiden, Dokumentation und Raumwechsel. Die tatsächliche Hands-on-Zeit beträgt daher oft nur 10 bis 15 Minuten.

Klingt wenig? Ist es auch. Trotzdem kann diese Zeit effektiv genutzt werden, wenn Patient und Therapeut gut zusammenarbeiten. Tipp für maximale Therapiezeit: Wärme dich bereits zu Hause auf – 5 Minuten Treppensteigen oder leichtes Dehnen – dann kann dein Physiotherapeut direkt mit der Behandlung starten. Manche Physiotherapiepraxen haben auch extra Trainingsflächen, auf denen du vor oder nach der Behandlung trainieren kannst. Bei Somana haben wir hierzu großzügige Angebote – frag einfach nach.

Behandlungsart

GKV-Dauer

Privat-Dauer

Effektive Therapiezeit

Krankengymnastik

15-25 Min

30-60 Min

10-15 Min (GKV) / 25-50 Min (Privat)

Wie lange dauert Manuelle Therapie?

Die Dauer der Manuellen Therapie liegt im gesetzlichen Rahmen bei 20 bis 25 Minuten. Private Krankenversicherungen und Selbstzahler erhalten meist 30 bis 35 Minuten, in High-End-Praxen sogar 45 Minuten oder mehr.

Längere Behandlungszeiten sind besonders sinnvoll bei:

  • Behandlung mehrerer Gelenkregionen

  • Komplexen Funktionsstörungen

  • Kombination mit Weichteiltechniken

Der Unterschied macht sich bemerkbar: In 35 Minuten kann der Therapeut nicht nur mobilisieren, sondern auch die Ursachen analysieren und individuelle Übungen zeigen.

Wie lange dauert eine Manuelle Lymphdrainage (30 / 45 / 60 Min)?

Bei der Manuellen Lymphdrainage (MLD) ist die Dauer bereits auf dem Rezept festgelegt. Der Arzt kreuzt an:

  • 30 Minuten: Lokale Ödeme (z.B. nach Knie-OP)

  • 45 Minuten: Größere Regionen oder beidseitige Behandlung

  • 60 Minuten: Ganzkörperödeme oder schwere Lymphabflussstörungen

Die Behandlungsfrequenz ist hier oft wichtiger als die Einzeldauer – 2-3 Mal pro Woche bringt bessere Ergebnisse als einmal wöchentlich 60 Minuten.

Wie lange dauert Krankengymnastik am Gerät (KGG)?

KGG-Behandlungen sind standardmäßig auf 60 Minuten festgelegt. Du trainierst dabei in Kleingruppen von 2-3 Personen unter Anleitung eines Physiotherapeuten. Das Betreuungsverhältnis liegt bei etwa 1:3.

Die 60 Minuten teilen sich auf in:

  • 10 Min Aufwärmen

  • 35-40 Min Zirkeltraining an Geräten

  • 10 Min Cool-down und Dehnung

Praktischer Tipp: Lass dir deinen Trainingsplan mitgeben! So kannst du die Übungen später im Fitnessstudio oder zu Hause fortführen.

Warum sind gesetzliche Sitzungen oft so kurz?

Die kurzen Behandlungszeiten haben systemische Gründe:

  • Der Heilmittelkatalog legt Minutenwerte fest

  • Krankenkassen arbeiten mit festen Budgets

  • Dokumentationspflichten fressen Zeit

Wichtig zu verstehen: Dein Therapeut "klaut" dir keine Zeit. Lagerwechsel, Händedesinfektion und Dokumentation sind gesetzlich vorgeschrieben und zählen zur Behandlungszeit.

Die politische Diskussion um Direktzugang und längere Behandlungszeiten läuft – bis dahin müssen wir mit dem System arbeiten.

Private vs. gesetzliche Physiotherapie: Was bekomme ich mehr Zeit für mein Geld?

Der Unterschied ist deutlich:

Aspekt

Gesetzlich

Privat/Selbstzahler

Dauer

15-25 Min

30-60 Min

Preis

~25-35€ (KK zahlt)

60-120€

Wartezeit

2-4 Wochen

Oft kurzfristig

Therapeutenwahl

Eingeschränkt

Frei

Therapeutischer Mehrwert längerer Sitzungen: Es ist ziemlich naheliegend, dass Zeitdruck den Therapieerfolg negativ beeinflusst. In einer entspannten 45-Minuten-Sitzung kann dein Körper besser auf die Behandlung reagieren. Der Parasympathikus (Entspannungsnerv) wird aktiviert, Muskeln lockern sich tiefer, und der Therapeut kann präziser arbeiten. Viele Patienten berichten von deutlich besseren Ergebnissen, wenn sie sich die Extra-Zeit gönnen – der reduzierte Stress allein kann den Heilungsverlauf um Wochen verkürzen.

Achtung bei PKV: Achte auf die "übliche Vergütung" in deinem Tarif – nicht alle Versicherungen erstatten Luxusbehandlungen vollständig.

Wie viele Einheiten stehen auf einer Verordnung – und warum?

Standard-Verordnungen umfassen:

  • Erstverordnung: 6 Einheiten

  • Folgeverordnung: 6-12 Einheiten

  • Langzeitverordnung: Bei chronischen Leiden mit Z-Nummer

Die Anzahl richtet sich nach der Diagnosegruppe. Ein akuter Hexenschuss bekommt 6x KG, eine komplexe Schulter-OP kann 18 Einheiten MT rechtfertigen.

Effizienz-Formel: Behandlungserfolg = Therapiefrequenz × Übungsintensität zu Hause

Wie lange ist mein Rezept gültig?

Die Gültigkeit deines Physiotherapie-Rezepts folgt der 28-12-Regel:

  • 28 Tage hast du Zeit, um mit der Behandlung zu beginnen

  • 12 Wochen müssen alle Termine abgeschlossen sein

Unterbrechungen richtig handhaben:

  • Urlaub oder Krankheit? → Praxis sofort informieren

  • Therapiepause dokumentieren lassen

  • Bei längerer Unterbrechung: Neues Rezept vom Arzt

Ausfallhonorar vermeiden: 24 Stunden vorher absagen ist Standard – manche Praxen verlangen bei Privatpatienten 48 Stunden.

Was tun, wenn mir 20 Min zu wenig sind?

Du hast mehrere Upgrade-Optionen:

  1. Doppeltermin buchen (2×20 Min hintereinander)

  2. Selbstzahler-Aufpreis für längere Behandlung

  3. Wechsel zu KGG (automatisch 60 Min)

  4. D1-Komplexbehandlung erfragen

Warum sich die Investition lohnt: Die Erfahrung zeigt, dass gestresste Patienten langsamer heilen. Wenn du dir 20 Minuten extra Zeit kaufst, behandelt dein Therapeut nicht nur länger, sondern auch effektiver. Dein Nervensystem schaltet von "Flucht-oder-Kampf" auf "Ruhe-und-Verdauung" um – genau der Zustand, in dem Heilung optimal stattfindet. Viele Therapeuten bestätigen: Patienten mit längeren Sitzungen brauchen insgesamt weniger Termine.

Wann zeigt Krankengymnastik erste Erfolge?

Die Erfolgsgeschwindigkeit hängt vom Beschwerdebild ab:

Akute Beschwerden (Hexenschuss, Zerrung):

  • Nach 3-6 Sitzungen spürbare Entlastung

  • Vollständige Beschwerdefreiheit nach 2-3 Wochen

Chronische Leiden (Arthrose, Haltungsschäden):

  • 6-12 Sitzungen für erste Funktionsverbesserungen

  • Langfristige Stabilisierung braucht 3-6 Monate

Messinstrumente für deinen Fortschritt:

  • Schmerztagebuch (Skala 0-10)

  • Beweglichkeitsmessungen (ROM)

  • Kraftwerte

  • Alltagsaktivitäten (Treppensteigen, Schuhe binden)

Kann mein Arzt längere Sitzungen verordnen?

Ja! Für bestimmte Heilmittel sind längere Zeiten möglich:

  • Manuelle Lymphdrainage (MLD): 30/45/60 Minuten (je nach Indikation)

  • Krankengymnastik am Gerät (KGG): Immer 60 Minuten

  • Krankengymnastik bei neurologischen Erkrankungen (KG-ZNS): Bis zu 60 Minuten bei neurologischen Erkrankungen

Die Doppelbehandlung: Dein Weg zu längeren Therapiesitzungen

Wichtiger Tipp: Doppelbehandlungen sind möglich! Laut Rahmenvertrag kann dein Arzt eine "Doppelbehandlung" verordnen – das bedeutet zwei Behandlungseinheiten direkt hintereinander. Viele Ärzte wissen das nicht!

So funktioniert die Doppelbehandlung:

  • Der Arzt schreibt z.B. "6x Manuelle Therapie als Doppelbehandlung"

  • Du erhältst dann 3 Termine mit jeweils 2 Einheiten (= 40-50 Minuten)

  • Das gilt nur für vorrangige Heilmittel (KG, MT, KG-ZNS)

Rechtliche Grundlagen der Doppelbehandlung

Wichtig: Eine Doppelbehandlung darf in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nur durchgeführt und abgerechnet werden, wenn sie ärztlich verordnet ist! Ohne diese Verordnung riskiert deine Physiotherapiepraxis:

  • Rechnungskürzung (Retax) durch die Krankenkasse

  • Vorwurf der Fehlabrechnung

  • Im schlimmsten Fall den Entzug der Kassenzulassung

Die Heilmittel-Richtlinie (§12 Abs. 8 HeilM-RL) erlaubt pro Tag grundsätzlich nur eine Einheit des vorrangigen Heilmittels. Eine Doppelbehandlung ist eine medizinisch begründete Ausnahme, die der Arzt bestätigen muss.

So bekommst du eine Doppelbehandlung verordnet:

Option 1: Direkt beim Arztbesuch

  • Erkläre deinem Arzt, warum eine Doppelbehandlung medizinisch sinnvoll ist (z.B. komplexe neurologische Beschwerden, weite Anfahrt, mehrere betroffene Körperregionen)

  • Der Arzt trägt im Heilmittel-Feld (Feld 5) hinter dem verordneten Heilmittel den Zusatz "als Doppelbehandlung" ein (z.B. "Manuelle Therapie als Doppelbehandlung")

  • Optional kann er im Feld 11 "Therapieziele/weitere med. Befunde und Hinweise" die medizinische Begründung ergänzen

  • Der Arzt sollte im Heilmittel-Feld "Doppelbehandlung" oder "2 × KG à 30 min" eintragen

Option 2: Nachträgliche Korrektur durch die Praxis Falls die Notwendigkeit erst während der Behandlung klar wird:

  1. Dein Physiotherapeut kontaktiert den Arzt telefonisch

  2. Bei Einwilligung des Arztes trägt die Praxis auf der Verordnung ein:

    • Zusatz "Doppelbehandlung" im Heilmittel-Feld

    • Datum und Praxis-Unterschrift

    • Kürzel "LE" (= Leistungserbringer)

  3. Diese Änderung muss VOR der Abrechnung erfolgen!

Was musst du als Patient beachten?

  • Höherer Eigenanteil: Bei Doppelbehandlungen zahlst du 2 × 10% Eigenanteil, aber nur einmal Rezeptgebühr. Das heißt, du sparst hier 10 Euro im Vergleich zu zwei Rezepten mit Einzelstunden.

  • Unterschriften: Du musst für jede Einheit separat unterschreiben (zwei Zeilen pro Termin)

  • Medizinische Begründung: Die Doppelbehandlung muss therapeutisch sinnvoll sein

Tipp für deinen Arztbesuch: Drucke diese Information aus und zeige sie deinem Arzt – die Doppelbehandlung ist im Bundes-Rahmenvertrag Physiotherapie (Anlage 3a) offiziell vorgesehen, aber vielen Ärzten nicht bekannt.

Red Flags – Wann sofort zurück zum Arzt?

Diese Warnsignale erfordern sofortige ärztliche Abklärung:

Rote Ampel (Notarzt):

  • Plötzliche Lähmungserscheinungen

  • Kontrollverlust über Blase/Darm

  • Taubheit im Genitalbereich

  • Starke Schmerzen mit Fieber

Gelbe Ampel (Arzttermin vorziehen):

  • Zunehmende Ruheschmerzen

  • Nachtschweiß und Gewichtsverlust

  • Verschlechterung trotz Therapie

Grüne Ampel (Routine fortsetzen):

  • Muskelkater nach Übungen

  • Leichte Erstverschlimmerung

  • Langsame, aber stetige Verbesserung

Häufige Irrtümer zur Behandlungsdauer

Mythos 1: "Mehr Minuten = schnellere Heilung"
Realität: Qualität schlägt Quantität. 20 Minuten gezielter Behandlung können effektiver sein als 60 Minuten unfokussierte Wellness.

Mythos 2: "KG ohne Schweiß ist wertlos"
Realität: Passive Phasen sind evidenzbasiert wichtig für Gewebeheilung. Nicht jede Sitzung muss anstrengend sein.

Mythos 3: "Privat heißt automatisch besser"
Realität: Die Therapeutenqualität entscheidet, nicht die Abrechnungsart. Viele Kassentherapeuten sind hochqualifiziert.

So holst du das Maximum aus jeder Sitzung heraus

Vor dem Termin:

  • 5-10 Minuten Warm-up (Treppen steigen, Miniband-Übungen)

  • Fragenliste vorbereiten

  • Schmerztagebuch mitbringen

Während der Behandlung:

  • Aktiv mitarbeiten, Feedback geben

  • Übungen genau zeigen lassen

  • Nachfragen bei Unklarheiten

Nach dem Termin:

  • Hausübungen sofort notieren

  • Übungen täglich durchführen

  • Mitgliedschaft erfragen: Moderne Praxen bieten langfristige Betreuung an, um den Therapieerfolg zu maximieren.

FAQ – Häufige Fragen zur Physiotherapie-Dauer

"Wie lange dauert Manuelle Therapie bei der Techniker Krankenkasse?"
Die TK zahlt wie alle gesetzlichen Kassen 20 Minuten pro Einheit. Längere Behandlungen müssen privat zugezahlt werden.

"Kann ich zwei Physiotherapie-Termine hintereinander buchen?"
Ja, das ist möglich. Sprich mit deiner Praxis über Doppeltermine – manche bieten das als Service an. Entscheident ist aber, dass dein Arzt dir diese auch so aufschreibt.

"Kann mein Physiotherapeut eigenmächtig eine Doppelstunde machen?"

Nein! Eine Doppelbehandlung muss ärztlich verordnet oder nachträglich vom Arzt genehmigt werden. Andernfalls riskiert die Praxis Retax und rechtliche Konsequenzen.

"Wie viele Minuten Krankengymnastik zahlt die AOK?"
Die AOK erstattet den gesetzlichen Richtwert von 15-20 Minuten, abhängig vom spezifischen Heilmittel.

Fazit: Die Dauer deiner Physiotherapie-Sitzung ist kein Zufall, sondern folgt klaren Regeln. Mit dem Wissen aus diesem Guide kannst du das Maximum aus jeder Minute herausholen – sei es durch optimale Vorbereitung, gezielte Nachfragen oder clevere Upgrade-Strategien. Denk daran: Deine aktive Mitarbeit verdoppelt den Therapieerfolg, egal ob du 15 oder 60 Minuten Zeit hast.

Quellen

Quellen

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