Dauerrezept Physiotherapie

14.07.2025

|

Zuletzt geupdated:

14.07.2025

4 MINUTEN

Fachlich geprüft von:

Jesaja Brinkmann

Gründer & CEO, Somana

Medizinstudium an den Universitäten Würzburg und Hamburg; Forschung an der Harvard Medical School

Du leidest unter chronischen Beschwerden und benötigst regelmäßig Physiotherapie? Ein Dauerrezept könnte die Lösung für dich sein. In diesem umfassenden Ratgeber erfährst du alles über Langzeitverordnungen für Heilmittel – von der Beantragung bis zur praktischen Umsetzung.

Dauerrezept Physiotherapie

14.07.2025

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Zuletzt geupdated:

14.07.2025

4 MINUTEN

Fachlich geprüft von:

Jesaja Brinkmann

Gründer & CEO, Somana

Medizinstudium an den Universitäten Würzburg und Hamburg; Forschung an der Harvard Medical School

Du leidest unter chronischen Beschwerden und benötigst regelmäßig Physiotherapie? Ein Dauerrezept könnte die Lösung für dich sein. In diesem umfassenden Ratgeber erfährst du alles über Langzeitverordnungen für Heilmittel – von der Beantragung bis zur praktischen Umsetzung.

Was ist ein Dauerrezept für Physiotherapie?

Ein Dauerrezept (auch Langzeitverordnung oder langfristiger Heilmittelbedarf genannt) ist eine spezielle Form der ärztlichen Verordnung für Patienten mit chronischen Erkrankungen. Es ermöglicht dir, über mindestens ein Jahr kontinuierlich Physiotherapie oder andere Heilmittel zu erhalten, ohne ständig neue Genehmigungen bei der Krankenkasse einholen zu müssen.

Die Vorteile eines Dauerrezepts auf einen Blick:

  • Kontinuierliche Therapie ohne Unterbrechungen

  • Weniger Bürokratie und Anträge

  • Planungssicherheit für dich und deinen Therapeuten

  • Keine Therapiepausen durch auslaufende Verordnungen

Wer hat Anspruch auf ein Dauerrezept?

Grundsätzlich haben Patienten mit schweren, dauerhaften funktionellen oder strukturellen Schädigungen Anspruch auf eine Langzeitverordnung. Die Heilmittelrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) definiert genau, welche Diagnosen sich qualifizieren.

Diese Diagnosen berechtigen zum Dauerrezept:

Neurologische Erkrankungen:

  • Multiple Sklerose (MS)

  • Querschnittslähmung

  • Schwere Schlaganfälle mit dauerhaften Folgen

  • Rückenmarksverletzungen

  • Morbus Parkinson im fortgeschrittenen Stadium

Orthopädische und rheumatische Erkrankungen:

  • Chronische Polyarthritis

  • Schwere Wirbelsäulenerkrankungen

  • Angeborene Fehlbildungen der Extremitäten

  • Zustand nach Amputationen

Weitere chronische Erkrankungen:

  • COPD und andere chronische Lungenerkrankungen

  • Lymphödeme (z.B. nach Tumoroperationen)

  • Schwere Gelenkfehlstellungen

  • Long-COVID mit dauerhaften Einschränkungen

Dauerrezept beantragen: Schritt-für-Schritt-Anleitung

1. Gespräch mit dem behandelnden Arzt

Der erste Schritt führt immer über deinen Hausarzt oder Facharzt. Besprich offen:

  • Deine bisherige Therapiedauer

  • Den voraussichtlichen weiteren Behandlungsbedarf

  • Deine Diagnose und Einschränkungen im Alltag

2. Prüfung der Diagnose

Dein Arzt prüft, ob deine Erkrankung auf der offiziellen Diagnoseliste für langfristigen Heilmittelbedarf steht:

Diagnose ist gelistet:

  • Arzt stellt direkt die Langzeitverordnung aus

  • Kein separater Antrag bei der Krankenkasse nötig

  • Du kannst sofort mit der Therapie beginnen

Diagnose ist nicht gelistet:

  • Arzt erstellt eine Ausnahmeverordnung mit ausführlicher Begründung

  • Du musst einen Antrag bei der Krankenkasse stellen

3. Antragstellung bei der Krankenkasse

Falls deine Diagnose nicht automatisch berechtigt ist, benötigst du:

  • Die ärztliche Verordnung mit Begründung

  • Bisherige Therapieberichte

  • Medizinische Unterlagen und Befunde

  • Ggf. Nachweise über Pflegegrad oder Schwerbehinderung

Wichtig: Die Krankenkasse muss innerhalb von 4 Wochen über deinen Antrag entscheiden. Reagiert sie nicht, gilt die Genehmigung als erteilt!

Welche Therapien können langfristig verordnet werden?

Mit einem Dauerrezept kannst du verschiedene Heilmittel dauerhaft in Anspruch nehmen:

Physiotherapeutische Leistungen:

  • Krankengymnastik (KG): Klassische Bewegungstherapie

  • Manuelle Therapie: Spezielle Handgriffe zur Gelenkmobilisation

  • Krankengymnastik am Gerät (KGG): Training an medizinischen Geräten

  • Bobath-Therapie: Bei neurologischen Erkrankungen

  • PNF (Propriozeptive Neuromuskuläre Fazilitation): Spezielle Bewegungsmuster

Massagen und physikalische Therapie:

  • Klassische Massagetherapie

  • Manuelle Lymphdrainage bei Ödemen

  • Bindegewebsmassage

  • Elektrotherapie und Ultraschall

  • Wärme- und Kältetherapie

Weitere Heilmittel:

  • Ergotherapie bei Einschränkungen im Alltag

  • Logopädie bei Sprach- und Schluckstörungen

Podologische Therapie bei diabetischem Fußsyndrom

Wie lange gilt ein Dauerrezept und wie viele Behandlungen sind möglich?

Ein einzelnes Rezept gilt maximal 12 Wochen, die Gesamtgenehmigung aber mindestens ein Jahr. Die Anzahl der Behandlungen richtet sich nach der ärztlichen Verordnung:

  • Bei 1x wöchentlich: 12 Einheiten pro Quartal

  • Bei 2x wöchentlich: 24 Einheiten pro Quartal

  • Bei 3x wöchentlich: 36 Einheiten pro Quartal

Beispielrechnung: Bei einer Verordnung von 2 Behandlungen pro Woche erhältst du 24 Therapieeinheiten für 12 Wochen. Danach benötigst du ein neues Rezept vom Arzt.

Regelmäßige Arztbesuche trotz Dauerrezept

Auch mit einer Langzeitgenehmigung musst du alle 12 Wochen deinen Arzt aufsuchen. Diese Kontrolltermine dienen:

  • Der Überprüfung des Therapiefortschritts

  • Der Anpassung der Behandlung bei Bedarf

  • Der Ausstellung des Folgerezepts

  • Der medizinischen Dokumentation

Achtung: Verpasst du den Arzttermin, endet die laufende Verordnung automatisch!

Was tun bei Ablehnung des Dauerrezept-Antrags?

Falls die Krankenkasse deinen Antrag ablehnt:

  1. Widerspruch einlegen: Du hast das Recht, gegen die Entscheidung Widerspruch einzulegen

  2. Therapie fortsetzen: Bis zur endgültigen Entscheidung kannst du mit regulären Rezepten weiterbehandelt werden

  3. Medizinische Unterlagen sammeln: Dokumentiere deinen Therapieverlauf für einen erneuten Antrag

  4. Zweitmeinung einholen: Ein Facharzt kann deine Situation möglicherweise besser begründen

Dauerrezept bei verschiedenen Krankenkassen

Die gute Nachricht: Die Heilmittelrichtlinie gilt einheitlich für alle gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland. Ob du bei der TK, Barmer, AOK oder einer anderen Kasse versichert bist – die Regelungen sind identisch.

Beachte bei Kassenwechsel:

  • Die Genehmigung gilt nur bei der ausstellenden Kasse

  • Bei Wechsel muss ein neuer Antrag gestellt werden

  • Sammle alle Unterlagen für einen reibungslosen Übergang

E-Rezept für Heilmittel: Die digitale Zukunft

Ab 2027 wird das bisherige Papierrezept durch die E-Verordnung ersetzt. Die Vorteile:

  • Kein Verlust von Rezepten mehr

  • Direkte Übermittlung an die Therapiepraxis

  • Weniger Bürokratie

  • Einfachere Abrechnung mit der Krankenkasse

Bis dahin erhältst du weiterhin das klassische rosa Rezept (Muster 13) in Papierform.

Praktische Tipps für dein Dauerrezept

1. Frühzeitig planen

Sprich rechtzeitig mit deinem Arzt, wenn absehbar ist, dass du langfristig Therapie benötigst. Warte nicht, bis deine aktuelle Verordnung ausläuft.

2. Dokumentation führen

Führe ein Therapietagebuch mit:

  • Behandlungsterminen

  • Fortschritten und Rückschlägen

  • Auswirkungen auf deinen Alltag

3. Kommunikation mit dem Therapeuten

Informiere deinen Physiotherapeuten über das Dauerrezept. So kann er die Behandlung optimal planen und dokumentieren.

4. Termine im Blick behalten

Notiere dir die Arzttermine für Folgerezepte im Kalender – am besten mit Erinnerung 2 Wochen vorher.

Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Dauerrezept

Kann ich den Therapeuten während der Langzeitverordnung wechseln? Ja, ein Therapeutenwechsel ist jederzeit möglich. Das Dauerrezept bleibt gültig.

Was passiert, wenn ich eine Therapiepause einlegen muss? Kurze Pausen (z.B. wegen Urlaub oder Krankheit) sind unproblematisch. Die 12-Wochen-Frist beginnt mit der ersten Behandlung.

Gilt das Dauerrezept auch für Hausbesuche? Ja, wenn medizinisch notwendig und vom Arzt verordnet, sind auch Hausbesuche möglich.

Muss ich Zuzahlungen leisten? Die gesetzliche Zuzahlung von 10% der Behandlungskosten plus 10€ pro Rezept bleibt bestehen, es sei denn, du bist befreit.

Fazit: Dauerrezept als Chance für chronisch Kranke

Ein Dauerrezept für Physiotherapie bedeutet für chronisch kranke Patienten eine erhebliche Erleichterung im Alltag. Die kontinuierliche Behandlung ohne bürokratische Hürden ermöglicht bessere Therapieerfolge und mehr Lebensqualität.

Die wichtigsten Punkte zusammengefasst:

  • Dauerrezepte gelten für mindestens ein Jahr

  • Bestimmte Diagnosen berechtigen automatisch

  • Auch bei nicht gelisteten Diagnosen ist ein Antrag möglich

  • Regelmäßige Arztbesuche alle 12 Wochen sind Pflicht

  • Die Regelungen gelten einheitlich für alle Krankenkassen

Sprich mit deinem Arzt über die Möglichkeit eines Dauerrezepts – es könnte deine Therapie und dein Leben deutlich vereinfachen!

Quellen

Quellen

Quellen