Kostenübernahme: Übernimmt meine Krankenkasse die Kosten für Physiotherapie?
Grundsätzlich ja – und das ist die gute Nachricht. Physiotherapie wird in Deutschland bei medizinischer Notwendigkeit von allen gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Die Voraussetzung: Du brauchst eine ärztliche Verordnung (Heilmittelrezept).
Die Krankenkasse übernimmt dabei 90 % der Therapiekosten. Du zahlst als gesetzlich Versicherter: • 10 % der Behandlungskosten als Eigenanteil • Plus einmalig 10 € Rezeptgebühr pro Verordnung
Wichtige Ausnahmen:
Kinder unter 18 Jahren sind komplett von Zuzahlungen befreit
Privatversicherte werden je nach Tarif anteilig oder vollständig erstattet
Bei chronischen Erkrankungen gelten günstigere Belastungsgrenzen (1 % statt 2 % des Jahreseinkommens)
Zuzahlung: Wie viel kostet Physiotherapie mit Rezept?
Mit einer ärztlichen Verordnung musst du als gesetzlich Versicherter folgende Beträge direkt beim Physiotherapeuten bezahlen:
Rezeptgebühr: 10 € einmalig: Diese fällt pro Verordnung an – egal ob 6 oder 20 Behandlungen verschrieben wurden.
Eigenanteil: 10 % der Behandlungskosten: Bei typischen Kassenpreisen von 20–40 € pro Einheit bedeutet das etwa 2–4 € zusätzlich pro Sitzung.
Rechenbeispiel:
Krankengymnastik (20 Min) kostet die Kasse etwa 27,80 €
Deine Zuzahlung: 2,78 € pro Sitzung
Bei 6 Einheiten: 10 € Rezeptgebühr + 16,68 € (6 × 2,78 €) = 26,68 € Gesamtzuzahlung
Info-Box: Zuzahlung auf einen Blick Rezeptgebühr: 10 € (einmalig pro Verordnung) Plus: 10 % der Behandlungskosten pro Sitzung. Gilt für alle über 18 Jahre ohne Befreiung
Befreiung: Wer muss keine Zuzahlung leisten?
Du musst keine Zuzahlung leisten, wenn du zu einer dieser Gruppen gehörst:
Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre
Schwangere bei schwangerschaftsbedingten Beschwerden
Unfallverletzte, wenn Berufsgenossenschaft oder Unfallkasse zahlt
Personen mit Zuzahlungsbefreiung nach Erreichen der Belastungsgrenze
Die Belastungsgrenze:
Normal: 2 % des Brutto-Familieneinkommens pro Jahr
Chronisch Kranke: 1 % des Brutto-Familieneinkommens pro Jahr
Hast du diese Grenze erreicht, kannst du bei deiner Krankenkasse eine Befreiung beantragen. Dann zahlst du für den Rest des Jahres keine Zuzahlungen mehr.
Sonderfall: Physiotherapie-Kosten bei Arbeitslosigkeit
Arbeitslos und brauchst Physiotherapie? Die wichtigste Info vorab: Du zahlst grundsätzlich dieselbe Zuzahlung wie alle anderen auch (10 € Rezeptgebühr + 10 % der Behandlungskosten). Arbeitslosigkeit allein befreit nicht automatisch von Zuzahlungen.
Aber: Die gute Nachricht ist, dass du die Belastungsgrenze viel schneller erreichst:
ALG I-Empfänger:
Belastungsgrenze: 2 % deines Jahreseinkommens
Bei 1.200 € ALG I monatlich = nur ca. 288 € Belastungsgrenze pro Jahr
Das erreichst du oft schon mit 6-10 Physiotherapie-Rezepten
Bürgergeld-/Sozialhilfe-Empfänger:
Feste Belastungsgrenze: 135,12 € pro Jahr
Chronisch krank: nur 67,56 € pro Jahr
Tipp: Du kannst diesen Betrag zu Jahresbeginn komplett einzahlen und erhältst sofort einen Befreiungsausweis für das ganze Jahr
So gehst du vor:
Quittungen sammeln – jede Zuzahlung zählt (Physio, Medikamente, Krankenhaus)
Belastungsgrenze berechnen – bei niedrigem Einkommen schnell erreicht
Befreiungsantrag stellen – Formular bei deiner Krankenkasse
Chronisch krank? – Lass dir das attestieren, dann gilt nur 1 % Belastungsgrenze
Sonderfall: Physiotherapie-Kosten bei Arbeitslosigkeit
Ohne Kassenverordnung zahlst du die kompletten Behandlungskosten selbst. Die Preise variieren je nach Praxis und Region, liegen aber typischerweise zwischen 30 und 80 € pro Sitzung:
Preisübersicht gängiger Behandlungen:
Krankengymnastik (20 Min): 30–55 €
Manuelle Therapie (20 Min): 40–65 €
Klassische Massage (15 Min): 22–26 €
Klassische Massage (30 Min): 30–45 €
Manuelle Lymphdrainage (30 Min): 35–55 €
Neurologische Behandlung (PNF, Vojta, 20 Min): ca. 45–75 €
Hausbesuch: 20–35 € Pauschale plus Fahrtkosten
Privatversicherte rechnen nach ihrem individuellen Tarif ab. Die Preise sind oft ähnlich, manchmal etwas günstiger als reine Selbstzahlerpreise.
Zusatzkosten: Welche Kosten kommen zusätzlich auf mich zu?
Neben der eigentlichen Behandlung können weitere Kosten entstehen:
Nicht erstattungsfähige Leistungen:
Osteopathie, Chiropraktik oder Akupunktur (meist keine Kassenleistung)
Stoßwellentherapie
Spezielle Wellness-Anwendungen
Material und Hilfsmittel:
Kinesiotapes
Spezielle Bandagen
Übungsgeräte für zuhause
Therapiebälle oder -bänder
Weitere mögliche Kosten:
Fahrtkosten bei Hausbesuchen (nach GOÄ oder Praxisvereinbarung)
Zusätzliche Termine ohne neue Verordnung
Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL)
Tipp: Kläre vorab mit deinem Therapeuten, welche Zusatzkosten anfallen könnten. Viele Praxen bieten vergünstigte Paketpreise für Selbstzahler an.
Preiserhöhung: Neue Preise Physiotherapie ab April 2025 – Was ändert sich?
Die Vergütungssätze für Physiotherapie steigen zum 01.04.2025 um 4,01 %. Das bedeutet:
Die Krankenkassen zahlen mehr pro Sitzung
Deine 10 %-Zuzahlung erhöht sich minimal (wenige Cent pro Behandlung)
Die 10 € Rezeptgebühr bleibt unverändert
Übergangsregelung April–Juni 2025: Kurzfristig gab es sogar 8,02 % mehr als Ausgleich für Verzögerungen. Ab Juli gilt dann der reguläre Satz von 4,01 % Erhöhung.
Für Selbstzahler können sich die Praxispreise entsprechend anpassen. Die Erhöhung bleibt aber moderat – rechne mit 1–3 € mehr pro Sitzung.
Selbstzahler: Was kostet Physiotherapie ohne Rezept?
Auch Hunde können von Physiotherapie profitieren – besonders nach Operationen, bei Arthrose oder neurologischen Problemen. Die wichtigsten Fakten:
Keine Kassenleistung: Deine Krankenkasse zahlt nur für dich, nicht für dein Haustier
Kosten: 40–70 € pro Sitzung (ähnlich wie beim Menschen)
Spezialbehandlungen: Unterwasserlaufband etc. können teurer sein
Erstattung: Nur über private Tierkrankenversicherung möglich
Tipp: Viele Tierphysiotherapeuten bieten vergünstigte 5er- oder 10er-Karten an. Frage gezielt nach Paketpreisen.
Spezialfall: Physiotherapie für Hunde – Kosten und Kostenübernahme
Termin verpasst? Das kann teuer werden. Physiotherapeuten dürfen bei unentschuldigtem Fehlen ein Ausfallhonorar verlangen (§ 615 BGB):
Die Regelung:
Bei kurzfristiger Absage oder Nichterscheinen: bis zu 100 % des Behandlungspreises
Viele Praxen haben eigene Regelungen (50–100 % je nach Vorlaufzeit)
Auch bei extremer Verspätung kann Ausfallhonorar fällig werden
So vermeidest du Kosten:
Sage Termine mindestens 24–48 Stunden vorher ab
Informiere die Praxis bei Krankheit sofort
Vereinbare klare Absageregeln beim ersten Termin
Wichtig: Du hast keinen Anspruch auf Nachholung des versäumten Termins. Das Ausfallhonorar musst du selbst zahlen – die Kasse übernimmt das nicht.
Ausfallhonorar: Was passiert, wenn ich meinen Termin versäume?
Ja, für eine Kassenleistung brauchst du zwingend eine ärztliche Verordnung (Heilmittelrezept). Ohne Rezept musst du die komplette Behandlung selbst bezahlen.
Das Rezept im Detail:
Hausarzt oder Facharzt stellt die Verordnung aus
Darauf stehen Diagnose, Behandlungsart und Anzahl der Einheiten
Die Rezeptgebühr von 10 € zahlst du nur einmal pro Verordnung
Bei Folgeverordnungen für dieselbe Diagnose entfällt die Rezeptgebühr
Tipp für Privatversicherte: Kläre vorab mit deiner Versicherung, ob und in welchem Umfang Physiotherapie erstattet wird. Manche Tarife verlangen eine Vorankündigung.
Direktzugang: Physiotherapie ohne Rezept – geht das?
Du möchtest sofort mit der Physiotherapie starten, ohne erst zum Arzt zu müssen? Das ist in Deutschland nur unter bestimmten Bedingungen möglich.
Die rechtliche Lage: Physiotherapie gilt als Heilkunde. Normale Physiotherapeuten dürfen ohne ärztliche Verordnung keine Krankenbehandlung durchführen – das wäre strafbar. Es gibt aber eine Ausnahme: den sektoralen Heilpraktiker für Physiotherapie (sHP-PT).
Deine Optionen ohne Rezept:
1. Sektoraler Heilpraktiker Physiotherapie
Physiotherapeut mit zusätzlicher Heilpraktiker-Erlaubnis
Darf eigenständig diagnostizieren und behandeln
Kosten: 35–70 € pro Sitzung (reine Privatleistung)
Erstbefund oft 50–70 € zusätzlich
Krankenkasse zahlt NICHT – auch nicht anteilig
2. Wellness und Prävention
Reine Entspannungsmassagen oder Präventionskurse
Keine Behandlung von Krankheiten
Kosten: 30–60 € pro Einheit
Präventionskurse nach § 20 SGB V: Kasse erstattet oft 80 %
Entscheidungshilfe: Rezept oder Direktzugang?
Direktzugang beim sHP-PT lohnt sich wenn:
Du akute Beschwerden hast und sofort Hilfe brauchst
Die Wartezeit auf einen Arzttermin zu lang ist
Du bereit bist, 200–300 € selbst zu zahlen
Deine private Krankenversicherung Heilpraktiker-Leistungen erstattet
Besser erst zum Arzt wenn:
Dein Budget unter 150 € liegt
Du chronische oder komplexe Beschwerden hast
Red Flags vorliegen (starke Schmerzen, Taubheit, nach Unfall)
Du eine Krankschreibung brauchst
Wichtig: Der politisch diskutierte "Direktzugang" für alle Physiotherapeuten ist 2025 noch nicht umgesetzt. Modellprojekte laufen, aber die flächendeckende Einführung steht noch aus.
Fazit: Die Kosten für Physiotherapie sind in Deutschland gut kalkulierbar. Mit Rezept bleiben deine Ausgaben überschaubar – rechne mit etwa 3–5 € pro Sitzung plus einmalig 10 € Rezeptgebühr. Ohne Rezept wird es deutlich teurer, aber auch hier gibt es faire Preise. Wichtig ist, dass du deine Behandlung nicht aus Kostengründen aufschiebst. Sprich mit deinem Arzt über eine Verordnung und nutze die Kassenleistungen, die dir zustehen.
Rezeptpflicht: Brauche ich ein Rezept für Physiotherapie?
Behandlungsweg | Kosten für dich | Vorteile | Nachteile |
Mit Kassenrezept | 10 € Rezeptgebühr + ca. 3-5 € pro Sitzung | Günstig, qualitätsgesichert | Wartezeit auf Arzttermin |
Mit Privatrezept | 30-80 € pro Sitzung | Arztbefund vorhanden | Volle Kosten selbst tragen |
Direktzugang (sHP-PT) | 35-70 € pro Sitzung + Erstbefund | Sofort starten, kein Arzt nötig | Keine Kassenerstattung |
Wellness/Prävention | 30-60 € pro Einheit | Unkompliziert, keine Wartezeit | Keine Krankenbehandlung |
Spartipps: So reduzierst du deine Physiotherapie-Kosten
1. Steuererklärung nicht vergessen: Physiotherapie-Kosten kannst du als außergewöhnliche Belastung absetzen. Sammle alle Quittungen – auch die Zuzahlungen zählen! Die zumutbare Belastung liegt je nach Einkommen bei 1-7 % deines Jahreseinkommens.
2. Präventionskurse nutzen: Rückenschule, Pilates oder Yoga als Präventionskurs nach § 20 SGB V: Die Krankenkasse erstattet oft 80 % der Kosten (bis zu 150 € pro Kurs). Du kannst meist zwei Kurse pro Jahr nutzen.
3. Bonusprogramme der Krankenkassen: Viele Kassen belohnen gesundheitsbewusstes Verhalten. Für regelmäßige Vorsorge, Sport oder Nichtrauchen gibt es Punkte – einlösbar als Zuschuss für Gesundheitsleistungen.
4. Verordnungen optimal nutzen
Lass dir gleich die maximale Anzahl an Einheiten verschreiben, damit die Rezeptgebühr nicht so oft anfällt
Nutze alle verordneten Termine – verfallene Einheiten musst du später selbst zahlen
Bei Langzeittherapie: Frage nach der „Verordnung außerhalb des Regelfalls"
5. Preise vergleichen Als Selbstzahler lohnt sich der Preisvergleich. Manche Praxen bieten:
Mengenrabatt bei 10er-Karten
Vergünstigte Randzeiten (früh morgens/spät abends)
Studententarife oder Sozialtarife
Spartipps: So reduzierst du deine Physiotherapie-Kosten
1. Steuererklärung nicht vergessen: Physiotherapie-Kosten kannst du als außergewöhnliche Belastung absetzen. Sammle alle Quittungen – auch die Zuzahlungen zählen! Die zumutbare Belastung liegt je nach Einkommen bei 1-7 % deines Jahreseinkommens.
2. Präventionskurse nutzen: Rückenschule, Pilates oder Yoga als Präventionskurs nach § 20 SGB V: Die Krankenkasse erstattet oft 80 % der Kosten (bis zu 150 € pro Kurs). Du kannst meist zwei Kurse pro Jahr nutzen.
3. Bonusprogramme der Krankenkassen: Viele Kassen belohnen gesundheitsbewusstes Verhalten. Für regelmäßige Vorsorge, Sport oder Nichtrauchen gibt es Punkte – einlösbar als Zuschuss für Gesundheitsleistungen.
4. Verordnungen optimal nutzen
Lass dir gleich die maximale Anzahl an Einheiten verschreiben, damit die Rezeptgebühr nicht so oft anfällt
Nutze alle verordneten Termine – verfallene Einheiten musst du später selbst zahlen
Bei Langzeittherapie: Frage nach der „Verordnung außerhalb des Regelfalls"
5. Preise vergleichen Als Selbstzahler lohnt sich der Preisvergleich. Manche Praxen bieten:
Mengenrabatt bei 10er-Karten
Vergünstigte Randzeiten (früh morgens/spät abends)
Studententarife oder Sozialtarife