Muskelschwund (Sarkopenie)

04.06.2025

|

Zuletzt geupdated:

15.06.2025

7 Minuten

Fachlich geprüft von:

Jesaja Brinkmann

Gründer & CEO, Somana

Medizinstudium an den Universitäten Würzburg und Hamburg; Forschung an der Harvard Medical School

Du bemerkst, dass alltägliche Dinge schwerer fallen? Das Treppensteigen wird zur Herausforderung, Einkaufstaschen fühlen sich schwerer an als früher? Oder machst du dir Sorgen um einen Angehörigen oder Freund, der zunehmend gebrechlicher wird? Muskelschwund – medizinisch Sarkopenie genannt – betrifft Millionen Menschen und ist doch oft ein unterschätztes Gesundheitsproblem. Die gute Nachricht: Du kannst aktiv etwas dagegen tun.

Muskelschwund (Sarkopenie)

04.06.2025

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Zuletzt geupdated:

15.06.2025

7 Minuten

Fachlich geprüft von:

Jesaja Brinkmann

Gründer & CEO, Somana

Medizinstudium an den Universitäten Würzburg und Hamburg; Forschung an der Harvard Medical School

Du bemerkst, dass alltägliche Dinge schwerer fallen? Das Treppensteigen wird zur Herausforderung, Einkaufstaschen fühlen sich schwerer an als früher? Oder machst du dir Sorgen um einen Angehörigen oder Freund, der zunehmend gebrechlicher wird? Muskelschwund – medizinisch Sarkopenie genannt – betrifft Millionen Menschen und ist doch oft ein unterschätztes Gesundheitsproblem. Die gute Nachricht: Du kannst aktiv etwas dagegen tun.

Übersicht: Was ist Sarkopenie? Der schleichende Verlust von Muskelmasse und -kraft

Sarkopenie bezeichnet den altersbedingten Verlust von Muskelmasse, Muskelkraft und körperlicher Leistungsfähigkeit. Der Begriff stammt aus dem Griechischen: "sarx" (Fleisch) und "penia" (Mangel). Ab dem 30. Lebensjahr verlieren wir natürlicherweise etwa 3-8% unserer Muskelmasse pro Jahrzehnt – dieser Prozess beschleunigt sich nach dem 60. Lebensjahr dramatisch.

Was viele nicht wissen: Sarkopenie ist keine normale Alterserscheinung, die man einfach hinnehmen muss. Sie ist eine eigenständige Erkrankung, die behandelt werden kann und sollte.

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache:

  • 10-15% der über 65-Jährigen sind betroffen

  • Bis zu 50% der über 80-Jährigen leiden unter Sarkopenie

  • Frauen sind häufiger betroffen als Männer, besonders nach den Wechseljahren

  • Das Sturzrisiko verdreifacht sich bei Betroffenen

Warum verlieren wir Muskelmasse? Die Hauptursachen im Überblick

Der Muskelschwund hat selten nur eine einzige Ursache. Meist spielen mehrere Faktoren zusammen:

1. Alterungsprozesse

Mit zunehmendem Alter verändert sich dein Körper auf zellulärer Ebene:

  • Hormonelle Veränderungen: Der Testosteron- und Östrogenspiegel sinkt, Wachstumshormone werden weniger produziert

  • Mitochondriale Dysfunktion: Die "Kraftwerke" deiner Zellen arbeiten weniger effizient

  • Chronische Entzündungen: Niedriggradige Entzündungsprozesse (Inflammaging) bauen Muskelgewebe ab

2. Bewegungsmangel und Inaktivität

"Use it or lose it" – dieser Spruch trifft auf Muskeln besonders zu:

  • Schon 2 Wochen Bettruhe können zu einem Verlust von bis zu 1,5 kg Muskelmasse führen

  • Büroarbeit und sitzender Lebensstil beschleunigen den Muskelabbau

  • Fehlende Kraftreize signalisieren dem Körper: "Diese Muskeln werden nicht gebraucht"

3. Ernährungsfaktoren

Deine Muskeln brauchen Bausteine:

  • Proteinmangel: Viele ältere Menschen nehmen zu wenig Eiweiß zu sich (optimal: 1,2-1,5g pro kg Körpergewicht)

  • Unzureichende Kalorienzufuhr: Appetitlosigkeit führt zur Mangelernährung

4. Krankheiten und Medikamente

Verschiedene Erkrankungen können Sarkopenie begünstigen:

  • Chronische Erkrankungen (Diabetes, COPD, Herzinsuffizienz, Nierenerkrankungen)

  • Krebserkrankungen und deren Behandlung

  • Entzündliche Erkrankungen (Rheumatoide Arthritis)

  • Bestimmte Medikamente (z.B. Kortison bei Langzeitanwendung)

Wie erkennst du Muskelschwund? Die wichtigsten Warnsignale

Sarkopenie entwickelt sich schleichend. Achte auf diese Anzeichen:

Frühe Warnzeichen:

  • Schwierigkeiten beim Aufstehen aus einem Stuhl ohne Armstütze

  • Verlangsamtes Gehtempo (unter 0,8 m/s)

  • Probleme beim Treppensteigen ohne Geländer

  • Häufigeres Stolpern oder unsicherer Gang

  • Schwierigkeiten beim Öffnen von Gläsern oder Flaschen

Fortgeschrittene Symptome:

  • Sichtbarer Muskelschwund an Armen und Beinen

  • Kraftlosigkeit bei alltäglichen Aktivitäten

  • Häufige Stürze

  • Ungewollter Gewichtsverlust

  • Erschöpfung und reduzierte Ausdauer

Der Handkraft-Test als Frühindikator

Die Handkraftstärke ist ein aussagekräftiger Marker für die Gesamtmuskelkraft:

  • Frauen: Handkraft unter 16 kg gilt als kritisch

  • Männer: Handkraft unter 27 kg ist bedenklich

Wichtig: Bei diesen Symptomen solltest du ärztlichen Rat einholen. Eine frühe Diagnose verbessert die Behandlungschancen erheblich.

Diagnose: So wird Sarkopenie festgestellt

Die Diagnose erfolgt nach den Kriterien der European Working Group on Sarcopenia in Older People (EWGSOP2):

1. Screening-Tests

  • SARC-F Fragebogen: 5 einfache Fragen zu Kraft und Funktion

    • Wie schwer fällt es dir, zirka fünf Kilogramm zu heben und zu tragen?

    • Wie schwer fällt es dir, auf Zimmerebene umherzugehen?

    • Wie schwer fällt es dir, vom Stuhl oder Bett aufzustehen?

    • Wie schwer fällt es dir, eine Treppe mit zehn Stufen zu steigen?

    • Wie oft bist du im letzten Jahr gestürzt?

  • Handkraftmessung: Mit einem sogenannten Dynamometer

  • Chair-Stand-Test: 5x Aufstehen ohne Armhilfe – Zeit über 15 Sekunden ist auffällig

2. Bestätigungsuntersuchungen

  • DXA-Messung (Dual-Röntgen-Absorptiometrie): Goldstandard zur Bestimmung der Muskelmasse

  • Bioimpedanzanalyse (BIA): Einfache Messung der Körperzusammensetzung

  • Gehgeschwindigkeitstest: Unter 0,8 m/s über 4 Meter deutet auf Sarkopenie hin

3. Laborwerte

Zur Abklärung möglicher Ursachen z.B.:

  • Vitamin B12, Folsäure

  • Entzündungsmarker (CRP, IL-6)

  • Hormone (Testosteron, IGF-1)

  • Nierenfunktion, Elektrolyte

Behandlung: Was kannst du gegen Muskelschwund tun?

Die Behandlung der Sarkopenie basiert auf drei Säulen: Training, Ernährung und medizinische Betreuung. Die Forschung zeigt eindeutig: Die Kombination macht den Erfolg! Bei Somana helfen wir behutsam Muskeln aufzubauen. Vereinbare einen unverbindlichen Beratungstermin.

1. Krafttraining – Das A und O der Therapie

Progressives Widerstandstraining ist die effektivste Maßnahme gegen Sarkopenie:

Das optimale Trainingsprogramm:

  • Häufigkeit: 2-3x pro Woche

  • Intensität: 70-80% der Maximalkraft

  • Übungen: 8-10 Übungen für alle großen Muskelgruppen

  • Wiederholungen: 8-12 pro Satz, 2-3 Sätze

Beispielübungen für den Start:

  1. Kniebeugen (mit oder ohne Stuhl)

  2. Wandliegestütze

  3. Beinheben im Sitzen

  4. Armheben mit leichten Gewichten

  5. Aufstehen vom Stuhl ohne Armhilfe

Tipp: Beginne langsam und steigere dich allmählich. Ein Physiotherapeut kann dir einen individuellen Trainingsplan erstellen.

2. Die richtige Ernährung – Bausteine für deine Muskeln

Proteinzufuhr optimieren:

  • Menge: 1,2-1,5g Protein pro kg Körpergewicht täglich

  • Verteilung: 25-30g hochwertiges Protein pro Mahlzeit

  • Timing: Besonders wichtig nach dem Training (innerhalb von 2 Stunden)

Die besten Proteinquellen:

  • Mageres Fleisch und Geflügel

  • Fisch und Meeresfrüchte

  • Eier und Milchprodukte

  • Hülsenfrüchte, Tofu und Nüsse

  • Ergänzend: Proteinpulver (Whey oder pflanzlich)

Weitere wichtige Nährstoffe:

  • Kreatin: 3-5g täglich kann die Muskelkraft verbessern. Kreatin wurde in vielen Studien untersucht und hilft dir in Kombination mit Training, Muskel schneller aufzubauen. 

3. Medizinische Unterstützung

Je nach Ursache und Schweregrad können zusätzliche Maßnahmen sinnvoll sein:

  • Hormonersatztherapie (bei nachgewiesenem Mangel)

  • Vitamin-D-Supplementierung

  • Behandlung von Grunderkrankungen

  • Anpassung der Medikation (falls muskelabbauende Medikamente eingenommen werden)

Prävention: So beugst du Muskelschwund vor

Der beste Zeitpunkt, mit der Prävention zu beginnen? Jetzt! Egal in welchem Alter.

Die 5 Säulen der Prävention:

  1. Bleib aktiv

  • Mindestens 150 Minuten Bewegung pro Woche

  • 2x wöchentlich Krafttraining

  • Tägliche Alltagsaktivität (Treppen steigen, zu Fuß gehen)

  1. Iss proteinreich:

  • Bei jeder Mahlzeit eine Proteinquelle

  • Besonders wichtig: Frühstück nicht vergessen

  • Snacks mit Protein (Joghurt, Nüsse)

  1. Vermeide Risikofaktoren:

  • Rauchen aufgeben

  • Alkohol in Maßen

  • Stress reduzieren

  1. Bleib sozial aktiv:

  • Gemeinsames Training motiviert

  • Soziale Kontakte fördern die Gesundheit

  • Tanzen, Wandern in Gruppen

  1. Regelmäßige Check-ups:

  • Jährliche Kontrolle der Muskelkraft

  • Ernährungsstatus bewerten lassen

FAQ: Häufige Fragen und Mythen über Muskelschwund

"Ist Muskelschwund im Alter nicht normal?"

Nein! Zwar nimmt die Muskelmasse natürlicherweise ab, aber starker Muskelschwund mit Funktionseinbußen ist eine behandelbare Erkrankung.

"Bin ich mit 70 zu alt für Krafttraining?"

Absolut nicht! Studien zeigen, dass selbst 90-Jährige noch Muskelmasse aufbauen können. Es ist nie zu spät anzufangen.

"Reicht Spazierengehen nicht aus?"

Spazierengehen ist gut für die Ausdauer, aber für den Muskelerhalt brauchst du gezielte Kraftreize.

"Proteinshakes und Kreatin sind nur was für Bodybuilder"

Falsch! Gerade ältere Menschen profitieren von der einfachen Proteinzufuhr durch Shakes, besonders wenn der Appetit nachlässt. Auch Kreatin zeigt häufig gute unterstützende Wirkung – insbesondere bei Personen, die wenig Fleisch essen.

Der Weg zurück zur Kraft: Deine nächsten Schritte

  1. Lass dich untersuchen: Sprich mit deinem Arzt über deine Bedenken

  2. Starte heute: Vereinbare einen Beratungstermin bei Somana.

  3. Optimiere deine Ernährung: Achte auf ausreichend Protein. (Wir helfen dir gern deine Ernährung zu alltagsgerecht zu optimieren. Meld dich bei uns.)

  4. Such dir Unterstützung: Physiotherapeut, Ernährungsberater oder Trainingsgruppe

  5. Bleib dran: Veränderungen brauchen Zeit – erste Erfolge zeigen sich nach 6-8 Wochen

Zusammenfassung: Das Wichtigste auf einen Blick

Sarkopenie ist kein unabwendbares Schicksal. Mit der richtigen Kombination aus Krafttraining, proteinreicher Ernährung und medizinischer Betreuung kannst du dem Muskelschwund effektiv entgegenwirken. Je früher du beginnst, desto besser – aber es ist nie zu spät für positive Veränderungen.

Denk daran: Deine Muskeln sind der Schlüssel zu Selbstständigkeit, Mobilität und Lebensqualität. Investiere in sie – es lohnt sich!

Quellen

Quellen

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